Georg Zimmer

Die schwierigen Zeiten nach dem 1. Weltkrieg nahmen die Langener Sozialdemokraten in besondere Pflicht. Unsere Stadt gehörte zu dieser Zeit zum französisch besetzten Mainzer Brückenkopf. Mit der überragenden Mehrheit von 90,9 % der abgegebenen Stimmen der Langener Bevölkerung wurde der 47jährige Sozialdemokrat und Gewerkschaftler Georg Zimmer (1872 — 1933) am 18. Januar 1920 in einer Direktwahl zum ersten Bürgermeister Langens in der neuen Demokratie gewählt .

Die Bewährung dieses sozialdemokratischen Bürgermeisters fiel in eine Zeit ärgster wirtschaftlicher und sozialer Not. Dringende kommunalpolitische Aufgaben waren zu lösen und der ausgleichende Charakter von Georg Zimmer hat die sich immer mehr zuspitzende politische Situation gegen Ende der zwanziger und anfangs der dreißiger Jahre zunächst positiv gewendet. Es ist rückschauend festzustellen, dass die sozialdemokratischen Kommunalpolitiker das Bild des modernen Langen wesentlich mitgestaltet haben. Wenngleich die SPD auch die stärkste Fraktion im Rathaus stellte, darf nicht übersehen werden, dass den insgesamt sieben Sozialdemokraten elf Vertreter von vier anderen Parteien und Gruppierungen gegenüberstanden. Im Dezember 1928 wurde Georg Zimmer als Bürgermeister für neun Jahre wiedergewählt. Dieses Mal entschieden jedoch nicht wie 1920 die stimmbe­rechtigten Bürger Langens in direkter Wahl über die Besetzung des Bürgermei­steramtes, sondern gemäß einer Neuregelung der Gemeindeordnung aus dem Jahr 1925 der Gemeinderat. Er bestätigte Zimmer gegen die Stimmen der kom­munistischen Fraktion in seinem Amt. Obgleich es den Nationalsozialisten zu diesem Zeitpunkt in Langen noch nicht gelungen war, ins Rathaus einzudringen, standen die demokratisch gewählten Vertreter der SPD vor der schweren Aufgabe, die Angriffe der rechten und linken Extremisten abzuwehren. Trotz aufopferungsvoller Hingabe an die Sache der Demokratie konnten auch die Langener Sozialdemokraten nicht verhindern, dass die Nazis bald zur stärksten politischen Gruppierung in unserer Stadt aufrückten. Die Gluten des brennenden Reichstages warfen ihr schauriges Licht bis nach Langen. Die Demokratie hatte auch hier der Gewalt zu weichen. Gewählte Gemeindevertreter wurden aus dem Rathaus gejagt, die SPD — seit den Tagen ihrer Gründung stets um das Wohl ihrer Mitbürger bemüht — verboten. Die brutale Gewalt der Machthaber des Dritten Reiches bekamen bald eine ganze Anzahl aufrechter Sozialdemokraten zu spüren. Der sozialdemokratische Bürgermeister Georg Zimmer, seit 1920 an der Spitze der Stadt, wurde im September 1933 seines Amtes enthoben.

Er zerbrach schon bald darauf durch einen raschen Tod an dieser Schmach.